Alle reden von Dolby Atmos, die ersten AV-Receiver dafür sind in Kürze verfügbar, und auch erste Blu-rays mit dem neuen Tonformat sollen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Doch ist das alles nur eine Masche um mehr Lautsprecher zu verkaufen oder steckt wirklich etwas dahinter? Ein Überblick. Seit 2012 ist im Kino nicht nur das Bild dreidimensional, sondern auch der Klang. Dolby Atmos heißt die Technik hinter diesem Effekt, die zuerst im Dolby Theatre in Hollywood zu erleben war. Auch einige große Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind mittlerweile mit Dolby Atmos ausgestattet und sorgen in Kombination mit 4K-Projektion für ein spektakulär realitätsnahes Filmerlebnis. Nun hält die neue Technik langsam aber sicher auch Einzug in Heimkinos. Aber worin genau unterscheidet sich Dolby Atmos aber eigentlich vom "klassischen" Surround-Sound? Ab 5.1.2 Lautsprechern sind Sie dabei: Die Minimalkonfiguration für Dolby Atmos in den eigenen vier Wänden ergänzt ein bestehendes 5.1-System um zwei Deckenlautsprecher im vorderen Bereich
Dolby Atmos ermöglicht eine präzisere Platzierung des Tons im Raum, als es Surroundsysteme wie 5.1 oder 7.1 können. Das geschieht durch die Option, jedem der maximal 64 einsetzbaren Lautsprecher ein individuelles Signal zuzuordnen. Wichtig ist dabei der Einsatz von Deckenlautsprechern, die neben dem Klang von vorne, hinten, links und rechts eine zusätzliche Ebene schaffen. Bei den bisherigen Surround-Sets ist das nicht der Fall. Hier fehlt aber nicht nur der Sound von oben - zudem erreicht dasselbe Ton-Signal meist gleich mehrere Lautsprecher. Mit Dolby Atmos ist theoretisch sogar der Einsatz unbegrenzt vieler Tonspuren möglich, in der ersten Generation werden jedoch maximal 64 einzelne Spuren unterstützt.
Doch das neue Tonformat ist tatsächlich mehr als ein um zusätzliche Spuren aufgebohrtes Dolby TrueHD. Es verspricht zum ersten Mal eine realistische dreidimensionale Bewegung von akustischen Objekten im Raum. Bei bisherigen Tonformaten wird die Surroundkullisse und akustischen Bewegungen während der Abmischung fest in die verschiedenen Tonspuren codiert. Zu Hause versucht das Heimkinosystem dann, diese im Studio definierte Räumlichkeit bestmöglich zu reproduzieren. Und selbst mit den Fortschritten, die Einmessung und Raumkorrektur in den letzten Jahren gemacht haben, gelingt diese Reproduktion eben mal besser, mal schlechter. Je weiter Raum und Aufstellung der Lautsprecher von einer normierten Kinosituation abweichen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die akustische Darstellung korrekt gelingt. Bei Atmos verfolgt Dolby einen anderen Denkansatz: Zunächst einmal geht man wie bisher von 5.1 oder 7.1 festen Tonspuren aus, die wie gewohnt produziert und abgemischt werden. Damit ist Dolby Atmos logischerweise auch mit älteren AV-Receivern kompatibel. Alle weiteren Spuren werden bis zu 128 Audio-Objekten zugeordnet. Dabei kann es sich ebenso um einen synthetischen Effekt wie um die Geräusche eines real existierenden Objekts handeln, das sich durch den Raum bewegt. Zu jedem dieser Audio-Objekte werden zudem Metadaten gespeichert, die Informationen über die räumliche Position und Größe jedes Objekts zu jedem Zeitpunkt beinhalten. Diese Metadaten stehen bei der Wiedergabe nun ebenfalls dem AV-Receiver zur Verfügung, so dass dieser nicht nur auf die festgelegten Audiosignale angewiesen ist. Genau genommen berechnet der Receiver in Echtzeit die akustischen Bewegungen aller Audio-Objekte neu, so dass sie unter den gegebenen Bedingungen optimal wieder gegeben werden können. Das Resultat ist eine realistische dreidimensionale akustische Abbildung, wie sie mit bisherigen Mitteln nicht möglich war und die vor allem deutlich weniger abhängig von den räumlichen Gegebenheiten sein sollte. Dolby Atmos, quasi in Vollausstattung: Zum 7.1-System gesellen sich vier Deckenlautsprecher
Besonders spektakulär wird es, wenn sich zum Beispiel ein Hubschrauber von vorne links nach hinten rechts über das Publikum hinweg bewegt. Dann werden die Lautsprecher auf dem simulierten Weg des Helikopters nacheinander mit dem entsprechenden Signal versorgt. Auch Umgebungsgeräusche werden so wesentlich präziser platziert und vermischen sich nicht einfach zu einer eindimensionalen Hintergrundkulisse. Der Zuschauer kann dadurch viel mehr Details wahrnehmen und räumlich zuordnen, so dass er sich noch besser ins Geschehen auf der Leinwand hineinversetzen kann. Der Vorteil der objektbasierten Audio-Abmischung liegt darüber hinaus darin, dass sie auch bei kleineren Sets funktionieren soll und nicht Dutzende Lautsprecher installiert werden müssen. Im großen Kinosaal macht es natürlich absolut Sinn, den Platz zu nutzen - was aber macht der Heimkino-Fan im räumlich begrenzten Filmpalast daheim? Er benötigt zunächst einmal einen Dolby-Atmos-fähigen AV-Receiver. Onkyo, Denon und Marantz haben bereits im Juni entsprechende Geräte in ihr Portfolio aufgenommen. Immerhin: ein neuer Blu-ray-Player soll nicht nötig werden, denn die Dolby-Atmos-Tonspuren werden vom entsprechenden AV-Receiver verarbeitet.
Theoretisch sollte Dolby Atmos in der Lage sein, bereits mit einem herkömmlichen 7.1-System eine Verbesserung der Räumlichkeit zu erreichen. Damit sich allerdings ein echter 3D-Effekt einstellt, werden zusätzlich zum neuen AV-Receiver auch Deckenlautsprecher benötigt. Wenigstens zwei sollten vorhanden sein, Dolby empfiehlt für ein Heimkino-Setup vier davon. Sie können ein bestehendes Surround-System ergänzen und machen es dann zum Beispiel zu einem 5.1.2- (fünf Hauptlautsprecher plus Subwoofer plus zwei Deckenlautsprecher) oder 7.1.4-System. Da klar ist, dass nicht alle Heimkinofreunde Lust und Gelegenheit haben, sich Lautsprecher an die Decke zu schrauben, hat Dolby von Anfang an auch nach anderen Lösungen gesucht. Diese glauben sie in der Form von speziellen Lautsprechern gefunden zu haben, in die ein zusätzlicher Atmos-Speaker eingebaut wird, der die entsprechenden Signale nach oben abstrahlt. Über Reflexionen and der Decke soll so ein Effekt erreicht werden, der mit fest installierten Deckenlautsprechern vergleichbar ist. Ob sich das in der Realität tatsächlich so darstellt, bleibt natürlich auszuprobieren. Spannend ist diese Idee jedoch in jedem Fall, zumal sogar spezielle Atmos-Ergänzungen verfügbar sind, mit denen bestehende Lautsprechersysteme nachgerüstet werden können. So oder so, an der einen Neuanschaffung werden Sie nicht vorbeikommen, wenn Sie auf Dolby-Atmos aufrüsten möchten. Zumindest wenn sowieso der Kauf einen neuen AV-Receivers ansteht, sind die zusätzlichen Investitionen jedoch durchaus überschaubar. Allerdings hat Dolby Atmos mit denselben Startschwierigkeiten wie alle anderen neuen Technologien zu kämpfen: Bisher gibt es von einigen Demoscheiben abgesehen noch keine Quellen mit dem neuen Format. Voraussichtlich erst im letzten Quartal 2014 werden die ersten Filme auf Blu-ray mit Dolby Atmos erhältlich sein.
Zumindest scheint es mit Atmos deutlich zügiger vorwärts zu gehen als das zum Beispiel mit der 4k-Auflösung der Fall ist. Pünktlich zur Saison haben praktisch alle relevanten Hersteller von AV-Receivern die ersten Atmos-fähigen Produkte angekündigt, die ersten sollten in diesen Tagen tatsächlich verfügbar sein. Mit Steinway & Sons hat sogar der erste anerkannte Highend-Hersteller einen entsprechenden Prozessor angekündigt. Und auch die ersten Atmos-Lautsprecher und Lautsprecher-Ergänzungen sind demnächst verfügbar. Demnächst mit Dolby Atmos: Highend-Surroundprozessor von Steinway & Sons Das AUDITORIUM bleibt in jedem Fall am Ball und wird sicherlich auch bald Dolby Atmos vorführen können. Kommen Sie also einfach vorbei und machen Sie sich selbst ein Bild.