von Olaf Adam
Auf der CES im Januar und der ISE im Februar gab es die ersten Demos zu hören, vor kurzem wurden die ersten Details in den USA vorgestellt: Mit DTS:X steigt DTS bald ins 3D-Sound-Rennen ein. Während die Konkurrenz von Dolby Atmos und Auro 3D bereits seit einer Weile verfügbar ist, wird es noch ein bisschen dauern, bis die ersten Produkte mit DTS:X zu haben sein werden; über Blu-rays mit dem Format ist bisher sogar noch gar nichts bekannt. Kommen die Kalifornier also einfach zu spät oder zahlt sich die längere Entwicklungszeit am Ende aus?
Das wird man natürlich abwarten müssen, doch die ersten bekannten Eckdaten klingen schon einmal nicht schlecht. Wie Dolby Atmos auch ist DTS:X ein objektbasiertes Format. Das bedeutete, der Soundmixer mischt nicht mehr auf einem Referenzsystem feste Kanäle ab, die dann im Heimkino je nach Raum- und Aufstellsituation mehr oder weniger korrekt wieder gegeben werden. Vielmehr definiert der Techniker während der Abmischung Audio-Objekte, deren Position im Raum für jeden Zeitpunkt genau bestimmt werden kann.
Das Audiosystem im Kinosaal oder zuhause übernimmt dann die Aufgabe, die Raumpositionen der einzelnen Lautsprecher akustisch zu reproduzieren. Das ist natürlich nur dann möglich, wenn ausreichend viele Lautsprecher zur Verfügung stehen und das System korrekt auf den Hörraum eingemessen wurde. Zumindest theoretisch kann DTS:X dabei bis zu 32 verschiedene Lautsprecherpositionen verwalten und nutzen. Doch das hängt letztlich davon ab, wie viele Verstärker, Anschlüsse etc. die Hardware-Hersteller in ihren Geräten integrieren werden. Und da die meisten Hersteller Produkte anbieten werden, die sowohl Aura 3D, Dolby Atmos als auch DTS:X unterstützen sollen, wird eine 10.2- oder 11.2-Konfiguration wohl der Standard bleiben. Auch DTS:X benötigt in der Höhe bzw. an der Decke montierte Lautsprecher, um entsprechende akustische Höheninformationen im akustischen Gesamtbild darstellen zu können. Allerdings behaupten die Entwickler von DTS, dass DTS:X erheblich flexibler bei der Positionierung der Lautsprecher sein soll als die Konkurrenz. Was das genau bedeutet, ob man seine Lautsprecher tatsächlich mehr oder weniger willkürlich im Raum verteilen können wird und wie sich das Ganze auf die Klangqualität auswirkt, bleibt einmal mehr abzuwarten. DTS:X soll bei der Positionierung der Lautsprecher 'flexibler' sein als die Konkurrenz. Wie das geht und vor allem wie das klingt? Wir werden sehen ...
Die Unterstützung durch die Hardware-Hersteller scheint DTS jedoch bereits gewiss zu sein. Alle relevante Hersteller von AV-Receivern haben bereits Produkte angekündigt, und mit u.a. Steinway Lyngdorf und Trinnov Audio sind auch ernst zu nehmende High-Ender von Anfang an dabei. Während die meisten Hersteller sich beim Timing derzeit noch auf so ungemein genaue Angaben wie "Herbst 2015" oder "Anfang 2016" zurück ziehen, haben Denon und Marantz mit dem AVR-X7200W bzw. AV8802 bereits die entsprechenden Produkte im Markt. Nur DTS:X können diese noch nicht, das entsprechende Software-Upgrade soll - Überraschung - "im Laufe des Jahres" verfügbar sein. Doch da es vorher mit großer Sicherheit auch noch keine Filme mit dem neuen Tonformat geben wird, ist das eigentlich auch kein großes Problem. "Fully immersive surround sound" auch per Kopfhörer? DTS Headphone:X soll das möglich machen Eine weitere vollmundige Ankündigung im Zusammenhang mit DTS:X wird man ebenfalls erst überprüfen können, wenn passende Filme vorliegen. Durch DTS Headphone:X soll man nämlich in der Lage sein, ein ähnlich "immersives" Sounderlebnis wie im DTS:X-Kino auch über Kopfhörer genießen zu können. Wir sind gespannt, durchaus ein wenig skeptisch und freuen uns aber jetzt schon aufs Ausprobieren "im Laufe des Jahres".