Viele Hersteller von Einbau-Lautsprechern versprechen für ihre Produkte vollmundig eine Klangqualität, die herkömmlichen Gehäuse-Lautsprechern gleich kommen soll. Damit das funktionieren kann, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Um diese Voraussetzungen zu verstehen, hilft ein Blick auf "klassische" Hifi-Boxen. Von eher exotischen Exemplaren abgesehen, bestehen sie aus einem innen hohlen Gehäuse, in das die einzelnen Lautsprecher-Chassis eingebaut sind. Wenn sich ein Chassis bewegt, wird die Luft davor verdrängte, es entstehen Schallwellen. Doch eine Lautsprecher-Membran schwingt immer auch wieder zurück, und dabei verdrängt sie die Luft im Inneren des Gehäuses.
Da diese Luft jedoch im Gehäuse eingesperrt ist, bewegt sie sich längst nicht so bereitwillig wie die Luft außerhalb des Gehäuses. Das Gehäuse wirkt also über das dort enthaltene Luft-Volumen wie eine Feder oder eine Dämpfung auf das Lautsprecher-Chassis ein. Diese Art der Gegenwirkung wird ein Lautsprecher-Entwickler gezielt beeinflussen, etwa über die Wahl eines größeren oder kleineren Volumens, durch das Hinzufügen eines Bassreflexkanals oder durch bestimmtes Dämm-Material im Inneren des Gehäuses. Vor allem wird er jedoch Chassis verwenden, die genau auf die jeweilige Gehäusesituation angepasst sind.
Bei einem herkömmlichen Lautsprecher entsteht der Klang also aus dem fein austarierten Zusammenspiel der verschiedenen Lautsprecher-Chassis mit den Eigenschaften des Gehäuses, in dem sie verbaut sind.
Viele Einbaulautsprecher auf dem Markt verfügen jedoch nicht über ein Gehäuse im eigentlichen Sinne, sondern lediglich aus einer nach hinten offenen Schallwand mit einem oder mehreren dort befestigten Chassis. Die Idee dabei ist, dass diese Lautsprecher schließlich in Wände eingebaut werden und so quasi über ein Gehäuse verfügen. Das Problem ist nur, dass dieses "Gehäuse" im besten Fall sehr grob definiert ist. Manche Hersteller machen dazu keinerlei Angaben, andere geben zumindest ein minimales und maximales Volumen vor, in das der Lautsprecher eingebaut werden soll. Ob und wie genau der Installer sich daran hält? Man weiß es nicht.
Hinzu kommt, dass InWall-Lautsprecher üblicherweise in auf einem Ständerwerk basierende Trockenbauwände eingebaut werden. Selbst wenn man das offensichtliche Volumen hinter dem Lautsprecher exakt vermessen würde, es wäre trotzdem nie genau definiert, das man es kaum luftdicht abschließen kann. Ein hinten offener InWall-Lautsprecher spielt also immer auf ein nach dem Zufallsprinzip ventiliertes Volumen unbestimmter Größe.
Dementsprechend ist auch der resultierende Klang immer eine Art Glücksspiel. Offene Einbau-Lautsprecher werden so entwickelt, dass sie in möglichst vielen Situationen irgendwie okay funktionieren, aber nie wirklich perfekt. Wenn die Vorteile einer geschlossenen Konstruktion so deutlich auf der Hand liegen, warum entwickeln die Hersteller dann nicht ausschließlich geschlossene Varianten? Zum einen hat das schlicht Kostengründe. Da die Chassis in einem offenen Lautsprecher nicht gegen in einem Gehäuse eingesperrte Luft ankämpfen müssen, können ihre Antriebe und viele andere Aspekte der Konstruktion einfacher ausfallen und deshalb günstiger hergestellt werden. Außerdem ist die offene Bauweise flexibler einsetzbar. Ist ein fest verbautes Gehäuse auch nur einen Millimeter zu tief für die vorgesehene Einbausituation, kann es dort nicht verwendet werden.
Doch manche Hersteller möchten ihren Kunden besonders gute Lösungen bieten und machen sich für bestimmte hochwertige Serien die Mühe, Einbau-Lautsprecher mit festem Gehäuse zu konstruieren. Dieses international als Closed Back Design bekannte Prinzip erlaubt es den Entwicklern dann, die InWall-Lautsprecher genau so präzise zu entwickeln wie freistehende HiFi-Boxen. Das zu Verfügung stehende Volumen – entweder für den gesamtem Lautsprecher oder sogar für einzelne Chassis – ist genau bekannt. Die Treiber können gezielt so ausgewählt werden, dass sie perfekt mit dem jeweiligen Luft-Volumen harmonieren. Ebenso können die Frequenzweichen und alle anderen Aspekte der Konstruktion präzise abgestimmt werden.
Zusammengefasst bedeutet das, ein geschlossener Einbau-Lautsprecher klingt unabhängig von der Einbausituation immer gleich gut. Das ist natürlich vor allem dann wichtig, wenn der Hersteller sich hauptsächlich im klassischen HiFi-Markt einen Namen gemacht hat. Wenn beispielsweise die französischen Klangspezialisten von Focal einen Einbau-Lautsprecher mit dem Namenszusatz Utopia versehen, dann tun sie das nicht leichtfertig. Sonst ist dieser Name nämlich den absoluten HiFi-Spitzenmodellen im Programm vorbehalten. Es ist also verständlich, dass sie sicherstellen möchten, dass dieser Lautsprecher dem großen Namen auch gerecht wird, und zwar in jeder Situation. Und das geht eben nur mit einem festen Gehäuse.
Ein wichtiger Nebeneffekt des Cosed Back Designs soll nicht unerwähnt bleiben: Das feste Gehäuse trägt in erheblichem Maße dazu bei, den in den benachbarten Raum übertragenen Schall zu reduzieren. In vielen Situationen kann das bedeuten, dass die Wand-Konstruktion dünner ausfallen kann, da weniger Schalldämmung benötigt wird.
Ja, Einbau-Lautsprecher mit geschlossenem Gehäuse sind oft teurer als solche mit offenem Gehäuse. Aber der Mehraufwand liegt nicht im Gehäuse selbst, sondern im aufwändigeren Entwicklungsprozess und in der insgesamt besseren Qualität der verwendeten Treiber und anderer Komponenten. Das heißt, das zusätzlich ausgegebene Geld ist eine direkte Investition in eine bessere Klangqualität.