Man könnte meinen, dass Lautsprecher längst technisch so ausgereift sind, dass keine Innovation mehr möglich wäre. Doch immer wieder gibt es pfiffige Entwickler, die interessante Neuerungen auf anderen Technologiegebieten entdecken und erfolgreich im Lautsprecherbau einsetzen.
Jüngstes Beispiel dafür ist die kürzlich vorgestellte Metamaterial-Absorptionstechnologie von KEF. Unter Leitung ihres Entwicklungsleiters Jack Oclee-Brown betreiben die Briten stetige Grundlagenforschung. Jüngst haben sie Metamaterialien für die akustische Optimierung von Lautsprechern aufgegriffen.
Metamaterialien sind synthetisch hergestellte Stoffe, denen im Labor gezielt bestimmte Eigenschaften mitgegeben werden können, die so nicht in der Natur vorkommen. Unter der Federführung des Entwicklers Dr. Sebastien Degraeve hat KEF nun in einem mehrjährigen Programm gemeinsam mit dem asiatischen Unternehmen Acoustic Metamaterials Group ein Material entwickelt, dass in Verbindung mit einer speziellen Formgebung bisher ungeahnte akustische Absorptionsfähigkeiten aufweist.
Zum Hintergrund: Jedes Lautsprecher-Chassis strahlt Schall nicht nur nach vorn zum Hörer hin ab, sondern erzeugt beim Zurückschwingen zwangsläufig auch Schall, der ins Gehäuse abgegeben wird. Diesen unerwünschten Schall gilt es so gut wie möglich zu dämpfen, da er sonst das Gehäuse der Box zum Schwingen bringen oder das Chassis in seiner Arbeit behindern kann.
Bisher hat KEF die MAT (Metamaterial Absorption Technology) genannte Technologie für den Einsatz mit Hochtönern erforscht. Herausgekommen ist eine lediglich 11 mm dicke Scheibe aus dem neuen Metamaterial, die mit genau berechneten labyrinthartigen Kanälen versehen wurde. Über ein kurzes Rohr akustisch direkt an den Hochtöner angekoppelt, soll dieser MAT-Absorber im relevanten Frequenzbereich bis zu 99% der Schallenergie absorbieren. Das wäre ein absolut fabelhafter Wert, mit bisher zur Verfügung stehenden Technologien sind lediglich Absorptionsraten um die 60% möglich.
Im folgenden kurzen Video erklären die Entwickler die neue Technologie und vergleichen Sie mit einem "akustischen Schwarzen Loch". Für besonders Neugierige (und mit entsprechendem Wissen Bewanderte) gibt es hier zudem ein technisches White Paper, mit dem die Technologie im Juni 2020 auf der Convention der Audio Enginieering Society präsentiert wurde.
Im Augenblick ist die MAT-Technologie von KEF noch im Entwicklungsstadium. Jack Oclee-Brown ist jedoch zuversichtlich, dass sie bereits bald in ersten KEF-Lautsprechern den Weg auf den Markt finden wird, wir halten Sie auf dem Laufenden.