ROON - So geht Musikhören heute

Auch wenn die Schallplatte reüssiert und Hifi-Fans nach wie vor weiter fleißig CDs kaufen - dem digitalen und datenträgerlosen Musikgenuss gehört definitiv die Zukunft. Und das gleich aus verschiedenen Gründen: Per Download kann sich der geneigte Audiophile heute hochaufgelöste Musik zulegen, deren Qualitätspotential weit jenseits der Möglichkeiten einer CD liegt. Zugleich bieten Streamingplattformen wir Spotify und Tidal mit ihren Abomodellen einen bequemen und erfolgreichen Gegenentwurf zum heimischen Horten von Datenträgern an.

Damit einher geht aber leider auch ein gewisser Verlust von Nähe zur eigenen Musiksammlung. Früher hat man blind ins Regal gegriffen und die gewünschte CD rausgezogen, heute durchwühlt man verzweifelt die diversen Festplatten. Doch genau hier setzen die Macher des erfolgreichen Softwarepakets ROON an. ROON führt die verschiedenen Speicherorte und sogar Streaming-Titel von Tidal in einer einzigen Datenbank zusammen und präsentiert diese übersichtlich, und angereichert um zahlreiche Zusatzinformationen. Da ROON zudem von Anfang an auf die bestmögliche Klangqualität ausgerichtet gewesen ist, hat man sich trotz der auf den ersten Blick hohen Preise (US$199,00 pro Jahr oder einmalig US$ 499,00) schnell einen Namen in der weltweiten Hifi-Szene gemacht.

Das liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass ROON den vielleicht größten Nachteil des nicht-materiellen Musiksammelns ausgleicht: plötzlich macht das Stöbern in der eigenen Musiksammlung wieder Spaß. Die Präsentation ist hübsch gemacht und äußerst übersichtlich, Bedienung, Steuerung und Suche gehen enorm schnell von der Hand. Zu praktisch jedem Künstler oder Album (mit Ausnahme einiger weniger Exoten oder selbst erstellten Sammlungen) ist zudem eine Vielzahl von zusätzlichen Informationen hinterlegt, die weit über den üblilchen Datenbestand aus Künstler, Album, Genre etc. hinausgehen. Zu vielen Künstlern gibt es sogar ausgiebige Hintergrundartikel zu lesen, angereichert mit Bildern, biographischen Daten, News und Hinweisen auf anstehende Konzerte.

Über den eigentlichen Künstler hinaus sind meist auch weitere Mitwirkende an der Aufnahme in der Datenbank erfasst, vom Komponisten und Dirigenten, über den Produzenten und manchmal sogar den Tontechniker bis hin zu einzelnen Musikern. Alle diese Informationen sind innerhalb der Datenbank miteinander vernetzte, so dass man sich herrlich im Querstöbern durch seine eigene Musiksammlung verlieren kann. Wer spielt noch gleich das Solo in Always On The Run von Lenny Kravitz? Richtig, ein gewisser Saul Hudson, Rockfans besser bekannt als Slash. Berühmt wurde der mit Guns 'n' Roses, trat aber immer wieder auch als Gastmusiker in Erscheinung, und zwar gemeinsam mit so unterschiedlichen Musikern wie Michael Jackson, Ray Charles, Rihanna oder Paulina Rubio. Klar, solche Dinge kann man sich auf Wikipedia zusammenlesen, mit Roon jedoch kann man die entsprechenden Musikbeispiele gleich anhören. Und das sogar, wenn die jeweiligen Stücke sich gar nicht in der eigenen Sammlung finden. Denn ROON integriert auf Wunsch das Angebot von Tidal in die Datenbankdarstellung. Einen eigenen Tidal-Account vorausgesetzt, steht dem Anwender also ein quasi unendlich großer Musikfundus zur Verfügung, der bei Bedarf die aktuell bestmögliche Klangqualität von Hires-Dateien mit dem bequemen Streamingerlebnis übergangslos verbindet.

Abgerundet wird das ROON-Erlebnis durch die so genannte FOCUS-Funktion. Dahinter verbirgt sich ein leistungsstarkes, jedoch einfach zu bedienendes Such- und Sortierwerkzeug, mit dem sich die eigenen Sammlung mit wenigen Mausklicks nach bestimmten Künstlern, Genres, Dateiformaten oder Aufnahmequalitäten durchsuchen lässt.

Mehr über die Verwendung von ROON lesen Sie z.B. in den folgenden Tests:

MODERNHIFI - Roon im Test

HIFISTATEMENT - Roon im Test Teil 1 und Teil 2

Damit das funktioniert, hat ROON natürlich viele tausend Entwicklerstunden in die Software stecken müssen. Den Kern eines ROON-Systems bildet dabei immer der so genannte Core. Das ist die Serveranwendung, die entweder auf einem PC bzw. Mac läuft, auf Servern anderer Hersteller (etwa Innous oder ELAC) oder auf dem angekündigten ROON-eigenen Server namens Nucleus. Egal, wo Roon installiert ist, um es nutzen zu können benötigt man in jedem Fall eine Roon-Mitgliedschaft.

Nutzt man ROON auf dem PC oder MAC, kann man um den Computer herum ein digitales Musiksystem aufbauen. Man benötigt lediglich einen entsprechenden D/A-Wandler und ein Paar Aktivboxen, Verwaltung, Steuerung und Speicherung erfolgen dann über den Rechner. Weitere Speicherorte im Netz werden einfach in die gleiche Datenbank integriert, über die Internetverbindung des Computers kommen Tidal-Inhalte zu Gehör.

Alternativ oder ergänzend dazu kann man aber auch zahlreiche so genannten "ROON READY"-Geräte über das Netzwerk verbinden. Diese können direkt von ROON angesprochen werden und erweitern die eigenen Anlage zum flexiblen Multiroom-System. Zu den interessantesten ROON-READY-Geräten gehören etwas die komplette Produkt-Range von Bluesound, die mit BlueOS ausgestatteten Geräte von NAD, Naims UNITI-Player oder der Chord Poly. Auch die Funklautsprecher von Sonos und alle AirPlay-tauglichen Wiedergabe-Geräte können in ein ROON-Netz integriert werden, wenn auch mit etwas beschränktem Funktionsumfang.

Die Steuerung eines solchen auf ROON basierenden Systems aus einem oder mehreren Geräten kann direkt aus der ROON-Software auf dem Rechner erfolgen, oder mittels passender App auf dem Tablet oder Samrtphone. Bis auf Details der Datenbankpflege erlauben diese Anwendungen den gleichen Funktionsumfang wie die Core-Software, auch der Look und die Bedienung gleichen der Desktop-Version.

 

NACHTRAG:

Mittlerweile gibt es mit den INNUOS ZEN SERVERN gleich mehrere spannende Hardware-Alternativen für ein Roon-basiertes Musiknetzwerk.

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