Multiroom-Audio - also die Verteilung von Musik in verschiedene Räume - ist eigentlich kein neues Phänomen. Bose, Revox und B&O hatten entsprechende "Musikverteiler" bereits in den Achtzigern im Programm, und von Experten entworfene und installierte Systeme gibt sogar noch länger. Alle diese frühen Ansätzen haben gemeinsam, dass sie ein rein analoges Musiksignal über herkömmliche Kupferkabel verteilt haben. Entsprechend groß war der zur Installation nötige Aufwand, und wenn man beim Neubau oder der letzten großen Renovierung nicht an Kabelkanäle gedacht hatte, war ein nachträglicher Einbau praktisch unmöglich.
Mit der Verbreitung von Netzwerktechnik in den heimischen vier Wänden, und vor allem dem allgegenwärtigen Einzug der Funktechnologie Wireless LAN (WLAN), existieren mittlerweile jedoch ganz andere Möglichkeiten, Musik elegant und bequem in mehreren Räumen verfügbar zu machen. Als einer der ersten erkannte ein kleines amerikanisches Startup diesen Trend und stellte bereits 2005 das erste kabellose Multiroom-System vor. Und als sie dann auch noch einen kleinen aufmüpfigen Musikanbieter namens Napster in ihr System integrierten, so dass seine Nutzer praktisch jeden Song der Welt jederzeit auf Abruf zur Verfügung hatten, war der Siegeszug der Amerikaner nicht mehr aufzuhalten. Die Rede ist natürlich von Sonos, die diesen Markt nicht nur als erstes entwickelt sondern auch lange Zeit unangefochten dominiert haben. Natürlich sind seitdem längst auch andere Unternehmen auf diesen unübersehbaren (und umsatzträchtigen) Trend aufgesprungen. Sogar die üblicherweise eher langsam mahlenden Mühlen der "klassischen" HiFi-Hersteller haben sich mittlerweile gedreht, so dass es auf dem Markt eine Vielzahl interessanter Alternativen zu Sonos gibt. So groß ist die Auswahl, dass es nicht unbedingt leichtfällt, da den Überblick zu behalten und die richtige Entscheidung zu treffen. Um so erstaunlicher, dass es in der gängigen Medienwelt kaum ernst zu nehmende Vergleiche der aktuellen Systeme gibt. Also haben wir uns selbst einmal daran gemacht und die wichtigsten Fakten zu den verbreitetsten Systemen zusammen getragen.
Für diesen Vergleich habe wir uns folgende Systeme einmal näher angeschaut: Yamaha MusicCast, Bluesound, Heos by Denon, Sonos und Bose SoundTouch. Und, ja, von diesen fünf Systemen finden sich vier in unserem Programm, und das ist sicherlich kein Zufall. Denn schließlich machen wir uns intensiv Gedanken darüber, welche Produkte und bzw. Lösungen wir in unser Angebot aufnehmen. Da wundert es also nicht, dass wir gleich vier der wichtigsten Systeme am Markt in unserem Portfolio haben. Zumal diese vier Systeme alle ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen haben und sich so in unserem Angebot durchaus sinnvoll ergänzen, da sie verschiedene Anwendungsbereiche abdecken. Der Vergleich und vor allem die Übersichtstabellen weiter unten basieren im Wesentlichen auf unserer eigenen Erfahrung mit den einzelnen Systemen sowie auf den öffentlich verfügbaren Produktinformationen. Teilweise wollten wir aber auch etwas tiefer in die Materie eintauchen und haben die Hersteller um zusätzliche Angaben gebeten, etwa über die Latenzzeiten oder die Audioqualität der Funkübertragung. Leider haben nicht alle Anbieter unsere Fragen beantworten können oder wollen, darauf wird in den Tabellen entsprechend hingewiesen.
Wie so oft und deshalb wenig überraschend hat unser Vergleich ergeben, dass es die berühmte "eierlegende Wollmilchsau", also die eine Lösung für alle Ansprüche und Kunden, nicht gibt. Vielmehr haben alle hier betrachteten Multiroom-Systeme klare Stärken und Schwächen, die sie für bestimmte Anwendungen mehr oder weniger empfehlenswert machen. Diese Details können Sie im Einzelnen den Übersichtstabellen am Ende des Artikels entnehmen und sich so ein eigenes Urteil bilden, welche Lösung am besten zu Ihnen passt. Für alle, denen das etwas zu mühsam ist, sind die folgenden Zusammenfassungen der einzelnen Systeme gedacht. Und natürlich steht Ihnen das AUDITORIUM-Team in Hamm, Münster oder Hamburg auch jederzeit für eine ausführliche Beratung zum Thema zur Verfügung.
Fast schien es schon, als hätte einer der traditionsreichsten japanischen HiFi-Hersteller den aktuellen Multiroom-Trend komplett verschlafen. Und dass, obwohl Yamaha bereits im Jahr 2003 ein serverbasiertes, kabelloses Musiksystem namens MusicCast vorgestellt hatte, das seiner Zeit weit voraus und dementsprechend erfolglos war. Doch als die Japaner zur IFA 2015 den Namen wieder aufleben ließen, staunte die Fachwelt nicht schlecht. Denn offensichtlich hatte man in Hamamatsu nicht untätig abgewartet, sondern fleißig entwickelt. Der wichtigste Unterschied von MusicCast zu praktisch allen anderen Multiroom-Systemen ist die Tatsache, dass es sich nicht im eigentlichen Sinne um ein eigenständiges System handelt. Vielmehr ist die MusicCast-Technologie von Anfang an in zahlreiche "herkömmliche" Produkte integriert, vom klassischen Stereo-Verstärker, über AV-Receiver und Soundbars bis hin zum hübschen Uhrenradio RESTIO ISX-80. Einzelnen Komponenten gibt es zudem auch, etwa den Kompaktlautsprecher WX-030 oder das Stereo-Lautsprecher-Paar NX-N500, so dass mit MusicCast auch kleinere Systeme einfach zu realisieren sind. Nicht weniger als 26 mit MusicCast ausgerüstete Produkte standen bereits zum Start zur Verfügung, und in diesem Jahr wird das Programm noch beträchtlich erweitert werden. Eine weitere Besonderheit der MusicCast-Lösung ist die Tatsache, dass alle MusicCast-Geräte gleichzeitig Quelle und Empfänger sein können. Das klingt zunächst unspektakulär, eröffnet aber faszinierende Möglichkeiten, wenn man sich näher damit beschäftigt. Denn jedes MusicCast-Gerät im System stellt automatisch auch alle lokal angeschlossenen Quellen dem Netzwerk zur Verfügung, so dass sie von überall abgerufen werden können. Der UKW-Tuner des Küchenradios steht also ebenso im ganzen Haus als Musikquelle zur Verfügung wie der am AV-Receiver angeschlossene externe Blu-ray-Player oder die Settop-Box. Das eröffnet eine solche Vielzahl von möglichen Kombinationen, dass eine halbwegs vollständige Aufzählung den Rahmen dieser Übersicht sprengen würde. Doch jeder, der schon einmal während eines spannenden Fußballspiels dringend auf die Toilette musste, wird die Möglichkeit zu schätzen wissen, den TV-Ton in einen anderen Raum "mitnehmen" zu können ... Und schließlich bietet MusicCast noch ein anderes einzigartiges Feature: Jedes MusicCast-Gerät kann Bluetooth empfangen UND senden. Damit kann man etwa einen vorhandenen Bluetooth-Kopfhörer überall im Haus kabellos nutzen um Musik von beliebigen Quellen zu hören. MusicCast ist also mit Abstand das umfangreichste und flexibelste System in diesem Vergleich und deshalb die erste Wahl für alle, die bequemen Multiroom-Komfort mit echten Stereo- und Heimkino-Anlagen verbinden möchten. Dieser Ansatz ist gleichzeitig jedoch der größte Nachteil des Systems. Denn wenn man lediglich in zwei oder drei Räumen kabellos Spotify hören möchte und keinen Wert auf "große" Anlagen mit separaten Lautsprechern legt, beschränkt sich das Angebot von Yamaha auf maximal zwei oder drei Geräte. Mehr Informationen im AUDITORIUM
Bluesound gehört wie NAD und PSB Speakers zur Lenbrook-Gruppe und wird deshalb in Deutschland (wie NAD) auch von Dynaudio vertrieben. Der Ansatz von Bluesound ist ganz klar auf bestmögliche Klangqualität ausgelegt; als einziges System im Vergleich unterstützt Bluesound bereits jetzt MQA sowie echtes Hires-Streaming für alle Endgeräte im Multiroom-Betrieb (bei MusicCast und Heos empfängt z.B. nur die Hauptquelle ein echtes Hires-Signal, alle anderen Geräte im Verbund erhalten lediglich einen 48kHz/16bit-Downmix. Bei Sonos ist die Funkübertragung generell auf 48kHz/16bit beschränkt.) Inwiefern es überhaupt sinnvoll ist, ein Hires-Signal auf extrem kompakten Boxen wie den Bluesound-Produkten abzuspielen, ist dabei ein Thema für einen andere Diskussion. Tatsache ist jedoch, dass die schicken und durchaus edel verarbeiteten Bluesound-Speaker mit jeder Quelle ausgesprochen gut klingen. Konsequenterweise integriert Bluesound mit Qobuz, HD Tracks und HiresAudio auch mehr qualitativ hochwertige Musikdienste als jedes andere Multiroom-System. Mit dem Funk-Vollverstärker Powernode 2 und daran angeschlossenen externen Lautsprechern kann Bluesound den Qualitätsvorteil der Übertragung dann schon eher ausspielen. Und für alle, die ihre CD-Sammlung noch archivieren müssen, dabei aber keinen Computer benutzen wollen, ist der Ripping-Server Vault 2 mit eingebautem Laufwerk und automatischer Musikerkennung/-Verwaltung ein ausschlaggebendes Argument. Bluesound ist also ein sehr einfaches System mit einer überschaubaren, doch sinnvollen Produktvielfalt und klarem Fokus auf hochauflösende Klangqualität. Mehr Informationen im AUDITORIUM
Wie bereits eingangs erwähnt, "das" eine Multiroom-Systeme für alle Ansprüche gibt es nicht, aber mittlerweile immerhin ein passendes System für jeden. Einfach und günstig geht es nach wie vor mit Sonos, Heos bietet sich als etwas teurere, dafür aber auch deutlich klangstärkere Alternative an. Bluesound legt in Sachen Sound im Vergleich zu beiden noch einmal eine Schippe drauf und bietet mit dem Ripping-Server Vault 2 eine interessante Zusatzfunktion. Yamahas MusicCast ist am tiefsten in die "echte" HiFi- und Heimkino-Welt integriert und richtet sich vor allem an all diejenigen, die modernes und bequemes Multiroom mit der Qualität und Anmutung klassischer Anlagen verbinden möchten. Und dabei ist dieser Vergleich natürlich lediglich eine Momentaufnahme. Wenn Denon die angekündigten AV-Reveiver mit Heos bringt, werden mit Sicherheit die Karten im Vergleich MusicCast/Heos neu gemischt. Und Yamaha hat mit MusicCast auch noch so Einiges vor, über das wir an dieser Stelle leider noch nicht berichten dürfen ...
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